Mittwoch, 29. Januar 2014

Was ist Energie- und Gebäudetechnik?

Architekten befassen sich mit der gestalterischen Planung und Errichtung von Gebäuden und Bauwerken. Bauingenieure setzen sich mit der Konstruktion und Berechnung von Bauwerken auseinander. Ingenieure der Energie- und Gebäudetechnik entwerfen, berechnen und konstruieren  versorgungstechnische Anlagen und leiten ihren Betrieb.


Beruf

Ingenieure der Energie- und Gebäudetechnik (ehemals "Ingenieur der Versorgungstechnik") kümmern sich um alle technischen Maßnahmen, die in und um Gebäude anfallen:
- energetischen Versorgung (z.B. Beheizung und Beleuchtung)
- stoffliche Versorgung (Wasser, Luft)
- Entsorgung aller Abfallprodukte (Abwasser, Müll)

Siehe auch den Wikipedia Artikel zu Versorgungstechnik.


Studium Energie- und Gebäudetechnik (Versorgungstechnik)


Logo Hochschule München
http://www.bs.hm.edu
Zur Förderung und besseren Publik machens des Studiengangs, sowie um Verwechslungen vermeiden (viele dachten Versorgungstechnik hat etwas mit Catering und/oder Lebensmittellogistik zu tun) wurde der Studiengang umbenannt: Statt "Gebäude- und Versorgungstechnik" heißt dieser nun an der Hochschule München "Energie- und Gebäudetechnik". Auch andere Hochschulen haben ihren Studiengang so oder ähnlich umbenannt. Übrigens hat es in München die Frauenquote (vermutlich) dadurch deutlich angehoben. 2012 und 2013 war der Anteil an Erstsemester-Studentinnen ca. 20%.

Bei diesem Studiengang sind Gesellen, Meister und Betriebswirte aus der Handwerksbranche keine Seltenheit. Ca. 50% der Studenten haben bereits eine Ausbildung oder machen ein Duales Studium mit einem Handwerksbetrieb. Daher sind auch meist mehrere Stipendiaten des Aufstiegsstipendiums der Stiftung Begabtenförderung berufliche Bildung in jedem Semester vertreten (mein Semesterjahrgang hat drei Vertreter).

Das Studium Energie- und Gebäudetechnik an der Hochschule München umfasst:


  • Heizungstechnik
  • Lüftungstechnik
  • Klimatechnik
  • Kältetechnik
  • Gastechnik
  • Sanitär- und Wassertechnik
  • Elektrotechnik 
  • Gebäudeautomation

Zusammengefasst lernt man alle technischen Gewerke kennen, die im Gebäude zu finden sind. Zusätzlich lernt man auch klassische Ingenieurs-Grundlagen wie Chemie, Physik (Statik, Dynamik, Strömungslehre, Thermodynamik etc.) und etwas Bauphysik.

Hier einige Hochschulen, die diesen oder einen sehr ähnlichen Studiengang anbieten:


Meine Meinung

Ja, ich studiere Energie- und Gebäudetechnik. Bulimie-Lernen ist für diesen Studiengang (leider!) meist ausreichend (zumindest an der Hochschule München). Nein, man ist danach nicht fertig ausgebildet. Ja, man hat eine sehr gute Jobauswahl nach dem Studium (Stichwort: Fachkräftemangel). Ja, ich würde es wieder studieren.

Der Studiengang Energie- und Gebäudetechnik gehört zu den einfacheren Ingenieursstudiengängen (z.B. im Vergleich zu Maschinenbau oder Elektrotechnik). Zwar lernt man eine Menge über die verschiedenen Gewerke. Jedoch lernt man nicht wirklich wie man es in der Praxis tatsächlich anwenden kann. Auch wird gewerkeübergreifendes Denken nicht wirklich gelehrt. Dies ist jedoch sehr professorenabhängig: z.B. gibt es zwei bis drei Professoren, die wirklich aus dem Themenbereich kommen, ihre Skripte aktualisieren (aktuelle technische Entwicklungen und Regelwerke), uns auf das "Leben nachdem Studium" vorbereiten und nützlicherweise die Lehrveranstaltungen didaktisch sehr gut durchführen. Meiner Meinung nach werden manche Fächer zu sehr gewichtet, die in der Gebäudetechnik keine so große Rolle spielen bzw. kompakter gelehrt werden könnten. Stattdessen sollte den tatsächlichen Hauptfächern wie Heizungs-, Lüftungs-, Klima-, Sanitär-, Elektrotechnik und Gebäudeautomation mehr Platz eingeräumt werden. Und wenn es freiwillige Zusatzveranstaltungen wären, die "reale" Planung und Ausführung lehren. Ich bin mir sicher, dass diese besucht werden würden, da ein besseres Verständnis für die blanke Theorie entwickelt werden könnte.

Warum sollte man in diesen Berufszweig einsteigen?

  1. Nur weil die Grundausbildung (Studium) nicht alles beinhaltet, was man später braucht, heißt es nicht, dass man total Unwissend ins Berufsleben einsteigt. Das Studium lehrt einem bis zu einem gewissen Grad wo man was nachsehen muss. Es gibt Unternehmen und Ingenieurbüros, die bereit sind in ihr Personal zu investieren, da sie erkannt haben, dass das meiste Geld in der Planung verloren geht. Um das zu vermeiden, bilden sie ihr Personal kontinuierlich aus. Wenn man einen solchen Arbeitgeber hat, der auch technologisch aktuell auf dem Markt unterwegs ist, macht das Arbeiten sehr viel Spaß. 
  2. Man kann nach seinem persönlichen Anspruch Projekte betreuen (Einfamilienhäuser oder Schulen oder Großprojekte) --> Vielfältigkeit
  3. Man kann fachlich tiefe oder fachlich flache Job-Positionen (Planer oder Manager) besetzen.
  4. Man nutzt lösungsorientiertes und lösungsoptimierendes Denken. 
  5. Man sieht das Ergebnis seiner Arbeit (z.B. fertiges Gebäude, funktionierende Hydraulik etc.)
  6. Man kann sein Wissen in persönliche Projekte einfließen lassen (Eigenheim bauen)
  7. Man hat eine große Vielfalt an Arbeitgebern und die Möglichkeit selbstständig tätig zu sein:
    • Planungsbüros und Ingenieurgesellschaften der technischen Gebäudeausrüstung und Versorgungstechnik
    • ausführenden Firmen der technischen Gebäudeausrüstung und des Anlagenbaus als Planer/in, Bauleiter/in, Projekt- und Betriebsingenieur/in
    • Industriebetriebe der Hersteller als Vertriebs- und Kundendienstingenieur/in sowie in Laboren und Entwicklungsabteilungen
    • kommunale und andere öffentlichen Versorgungsunternehmen (Stadtwerke, Fernheizwerke, Gas- und Wasserwerke, Krankenhäuser),
    • chemische und Verbrauchsgüterindustrie, in der Automobilindustrie als Betriebsingenieur/in, Planer/in und Bauleiter/in
    • Facility Manager im technischen Gebäudemanagement von Liegenschaften von Städten und großen Firmen
    • öffentlicher Dienst, z. B. bei Bauverwaltungen und bei Bauämtern als beratende/r Ingenieur/in,
    • Unternehmer/in in der Heizung/Klima/Sanitär-Industrie und -Handwerk
    • selbständige/r Ingenieur/in z. B. in der Energieberatung